Afghanistan: Tote US-Soldatin Nicole Gee kurz vor Anschlag: »Ich liebe meinen Job« (2024)

  • X.com
  • Facebook
  • E-Mail
  • Messenger
  • WhatsApp
  • E-Mail
  • Messenger
  • WhatsApp
Afghanistan: Tote US-Soldatin Nicole Gee kurz vor Anschlag: »Ich liebe meinen Job« (1)

Im Schatten eines Hauses steht Nicole Gee, 23, und hält ein Baby im Arm. Das Kind hat dunkles Haar und nackte Füße, es blickt in das Gesicht der amerikanischen Soldatin, die Uniform und feste Handschuhe trägt, hinter ihr lehnen Gewehre an der Wand. Inmitten der militärischen Evakuierungsmission nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan strahlt Gee Ruhe aus.

Es ist das vorletzte Foto, das die Soldatin aus Roseville, Kalifornien, auf ihrem Instagram-Account gepostet hat, nur wenige Tage vor dem Selbstmordanschlag am Flughafen von Kabul. Eine Woche ist es her, dass Gee neben das hochgeladene Foto vier Wörter schrieb: »I love my job.«

Empfohlener externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Instagram, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.

{$dispatch('toggle')}, 250);">

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden.Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Zur Datenschutzerklärung

Am Samstag nun hat das US-Verteidigungsministerium die Namen derjenigen Soldatinnen und Soldaten bekannt gegeben, die am Donnerstag bei den Explosionen in Kabul ums Leben gekommen sind. Gee ist unter den 13 Toten, die die US-Armee beklagt. Gestorben sind dabei auch Dutzende Zivilisten.

»Die Zeit genommen, zu trösten«

Mehr als 120.000 Instagram-Nutzerinnen und -Nutzer haben unter dem Foto inzwischen das »Gefällt mir«-Herz angeklickt. Manche wohl, weil sie Gee kannten. Manche, weil sie sie mochten und liebten. Viele werden es jedoch angeklickt haben, weil das Foto, das Gee gepostet hat, so unwahrscheinlich berührt.

Es steht zum einen für das Leid der afghanischen Kinder, das diese Krise mit sich bringt. Für den Horror gestohlener Perspektiven. Doch es steht auch für den Versuch, im Moment des Chaos zu helfen. Die »New York Times« (»NYT«) schreibt: »Es zeigt, wie selbst inmitten des Tumults viele sich die Zeit genommen haben, die Familien am Flughafen zu trösten und zu ermutigen.«

Genau das war der Job von Sergeant Nicole Gee. Sie war am Flughafen von Kabul im Einsatz, um Frauen und Kindern zu helfen, die es durch die Tore schafften und in eine der Maschinen wollten, die sie aus dem Land bringen würden. Mitglieder der US-Armee hatten in den Tagen der militärischen Evakuierungsmission Zehntausende Menschen »durch chaotische und gefährliche Stacheldrahtabsperrungen« geführt, wie die »New York Times« es beschreibt.

Über das Schicksal des Babys ist weiter nichts bekannt. Es ist nicht klar, ob seine Mutter oder sein Vater auch in der Nähe waren oder ob es sich um eines der Kinder handelt, die verzweifelte Afghanen den US-Soldaten über Mauern gereicht hatten.

Unter den 13 toten US-Marines war noch eine zweite Frau: die 25-jährige US-Soldatin Johanny Rosario Pichardo. Über sie sagt Oberleutnant John Coppola: »Ihre Arbeit war nicht nur entscheidend, um Tausende Frauen und Kinder zu evakuieren. Es ist auch der Inbegriff dafür, was es heißt, ein Marine zu sein: Es heißt, sich selbst in Gefahr zu begeben, um amerikanische Werte zu schützen, damit andere in ihren Genuss kommen können.«

Unter Männern

Nicole Gee habe an ihre Arbeit geglaubt, sagt ihr Schwager Gabriel Fuoco laut der »New York Times«. »Wenn sie etwas tat, dann zog sie es durch.« Es habe sie auch nie eingeschüchtert, beim von Männern dominierten Militär zu arbeiten. »In gewisser Weise war sie eine Pionierin«, sagt Fuoco.

Zu Beginn des Afghanistan-Kriegs im Jahr 2001 hätten Frauen in der US-Armee noch keine Aufgaben an den Toren des Flughafens übernehmen dürfen, sagt Kate Germano, US-Oberstleutnant im Ruhestand. Das sei heute anders. Beim Marinekorps der Vereinigten Staaten machten Frauen inzwischen neun Prozent aus. Laut Germano ist das immer noch ein kleiner Teil verglichen mit anderen Bereichen des Militärs. Doch jedes Jahr seien es mehr Frauen an der Front.

In ihrer Ausbildung zur Soldatin soll sich Sergeant Gee, die mit einem Soldaten verheiratet war, hervorgetan haben, heißt es in dem Bericht der »New York Times«. Sie habe als eine der Besten abgeschlossen und bei einem Einsatz in Kuwait – wohl früher als oft üblich – die Beförderung zum Sergeant erhalten. Familie und Freunde beschreiben sie als »lebhaft, selbstsicher, klug und stark«.

Ihr Schwager Fuoco beschreibt sie auch als freundlich, als gütig und zärtlich. Und betrachtet man ihr Foto, das nun um die Welt geht, fällt es nicht schwer, das zu glauben. Auf dem Bild wirkt es, als schenke Gee diesem fremden Kind einen Moment der Geborgenheit. Als wolle sie ihm ohne Worte sagen: Ruhig atmen, Kleines, alles wird gut. Und das in einer Situation, die auf der ganzen Welt als »hektisch«, »unvorhersehbar« und »fürchterlich« kommentiert wurde.

Fuoco zufolge soll Gee persönliche Pläne gehabt haben für die Zeit nach dem Afghanistan-Einsatz: Sie soll davon gesprochen habe, eine Familie zu gründen.

jus

Afghanistan: Tote US-Soldatin Nicole Gee kurz vor Anschlag: »Ich liebe meinen Job« (2024)
Top Articles
Latest Posts
Article information

Author: Merrill Bechtelar CPA

Last Updated:

Views: 5765

Rating: 5 / 5 (70 voted)

Reviews: 93% of readers found this page helpful

Author information

Name: Merrill Bechtelar CPA

Birthday: 1996-05-19

Address: Apt. 114 873 White Lodge, Libbyfurt, CA 93006

Phone: +5983010455207

Job: Legacy Representative

Hobby: Blacksmithing, Urban exploration, Sudoku, Slacklining, Creative writing, Community, Letterboxing

Introduction: My name is Merrill Bechtelar CPA, I am a clean, agreeable, glorious, magnificent, witty, enchanting, comfortable person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.